TeamUp in Deutschland

TeamUp unterstützt Kinder in und aus Kriegsgebieten dabei, ihren Empfindungen selbstbestimmt Raum zu geben und ihre Widerstandskraft zu stärken. Möglich macht das ein evaluiertes Programm aus Spiel, Bewegung und Routinen an einem sicheren Ort.

Ein Erwachsener und mehrere Kinder hocken gemeinsam im Kreis. Sie spielen ein Spiel und klatschen dabei fröhlich in die Hände.

Foto: War Child / Andreas Hornoff

TeamUp ist unser Programm für geflüchtete Kinder und findet seit März 2022 in Deutschland statt. Die Förderung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat es uns ermöglicht, mit TeamUp in Hamburg zu starten. Mit dem etablierten Konzept unserer Kolleg*innen aus den Niederlanden konnte es an den deutschen Rahmen angepasst werden. 

Mittlerweile gibt es knapp 20 aktive Moderator*innen, die in Hamburg und Berlin TeamUp-Sessions mit Kindern umsetzen. Außerdem unterstützen uns derzeit zwei selbstausgebildete Trainerinnen aktiv dabei, laufend neue Moderator*innen auszubilden.

Dank des Engagements der Freiwilligen, finanzieller Unterstützung durch Förderer und der Programm-Koordinierung erreichten wir 2024 mit TeamUp in Deutschland mehr als 1.450 Kinder und Jugendliche mit Fluchtgeschichte. Wir waren in mehreren Gemeinschaftsunterkünften aktiv und haben TeamUp zusätzlich an eine Hamburger Schule gebracht.

„Die Struktur von TeamUp ist anders als als die anderer Programme für Kinder in Unterkünften. Am Anfang war das ungewohnt für die Kinder. Jetzt sind sie voller gespannter Erwartung und Vorfreude.“

Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Was genau passiert bei TeamUp?

Die TeamUp-Sessions finden mindestens einmal in der Woche in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen statt. Unsere Zielgruppe sind geflüchtete Kinder und Jugendliche, die zwischen sechs und siebzehn Jahre alt sind. Gelegentlich sind aber auch jüngere Kinder dabei. Die Sessions dauern eine Stunde und setzen auf Routine. Sie sind jedes Mal aus den gleichen Bausteinen zusammengesetzt. Diese Bausteine können aber immer unterschiedlich aussehen.

Vor der eigentlichen Session überlegt sich das Moderator*innen-Duo, welche Spiele es mit den Kindern spielen möchte und wo es in der kommenden Stunde einen Schwerpunkt setzen will: Soll es um das Thema Gemeinschaft gehen oder um Selbstfürsorge? Um Durchsetzungsvermögen, Freundschaft oder den Umgang mit Stress?

Video: So sieht unsere Arbeit mit geflüchteten Kindern aus

Im Zuge des Nominierungsprozesses der Kandidat*innen für den HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2024 ist ein Video entstanden, das einen persönlichen Einblick in unsere Arbeit mit geflüchteten Kindern in Deutschland gibt:

Die nächsten Ausbildungstermine:

An den folgenden Wochenenden können Freiwillige erneut die TeamUp-Moderator*innen-Ausbildung durchlaufen und so Teil dieser Intervention werden: 

  • 22. – 23.02.2025 in Berlin
  • 10. – 11.05.2025 in Hamburg
  • 19. – 20.07.2025 in Berlin
  • 27. – 28.09.2025 in Hamburg


Was an so einem Workshop-Wochenende genau passiert
 wird in diesem Artikel beschrieben. Wer Interesse an der Moderator*innen-Ausbildung hat, kann sich für weitere Infos an Till Schuster (Hamburg) und Daria Kowol (Berlin), unsere Programmkoordinator*innen für TeamUp, wenden.

„Es ist wichtig, sich zu Fragen, wo die Bedürfnisse der Kinder liegen. Was kam letzte Stunde vielleicht zu kurz? Was tut den Kindern gerade gut?“
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp
Daria Kowol und Till Schuster koordinieren TeamUp in Deutschland.
Foto: War Child

Das Programm findet aktuell in Berlin und Hamburg statt.

Foto: War Child

Beim Ankommen in der Unterkunft sind die Kinder vor allem eines: neugierig. Jede Session ist anders und jedes der Kinder hat Lieblings-Spiele. Die sind – so weit es möglich ist – non-verbal. Das bedeutet, dass die Kinder nicht dieselbe Sprache sprechen müssen und trotzdem miteinander spielen und interagieren können, weil Sprache für die Aktivitäten nicht zwingend notwendig ist.

KEINE SPRACHBARRIERE

Bei TeamUp spielt die Sprache der Moderator*innen und der Kinder keine große Rolle.

TeamUp funktioniert ohne eine gemeinsame Sprache. Alle können mitmachen.

Wie läuft eine TeamUp-Session ab?

Los geht es mit im Kreis und mit einer kleinen Aufwärmübung. Zu TeamUp gehören Fangspiele, Variationen von Klassikern wie Fußball und Brennball oder Spiele mit Musik und Rhythmus. Das Cool Down beendet die Sessions mit eher ruhigen Aktionen. Zwischen den einzelnen Elementen gibt es weitere kleine Rituale und lustige Übungen.

„Mein Lieblingsspiel ist Popcorn! Wir reiben die Hände schnell aneinander und lassen ein ‚Popcorn‘ dazwischen mit einem lauten Klatschen platzen. Eine super Übung, um die Aufmerksamkeit der Kinder nach einem Spiel wieder zu bekommen und gemeinsam weiterzumachen.“

Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Das Besondere an TeamUp: Die Spiele und die Sessions selbst werden regelmäßig evaluiert, also begutachtet und geprüft. So sind wir uns jederzeit sicher, den Kindern optimale Möglichkeit zur Entfaltung in einem sicheren Rahmen bieten zu können.

Zwei Erwachsene halten ein Schwungtuch hoch in die Luft. Mehrere Kinder laufen unter das Schwungtuch.

TeamUp besteht aus strukturierten interaktiven Gruppensessions.

Foto: War Child / Andreas Hornoff

Zwei Erwachsene schlagen ein langes Seil. Ein Kind springt in der Mitte zwischen ihnen über das Seil.

Jede Session wird von einem Moderator*innen-Duo angeleitet und dauert eine Stunde.

Foto: War Child / Andreas Hornoff

Wo findet TeamUp in Deutschland statt?

In Hamburg findet TeamUp aktuell an einer Stadtteilschule in Hamburg-Mitte und in drei Gemeinschaftsunterkünften in Niendorf (Schmiedekoppel) und Wandsbek (Am Stadtrand und Walddörferstraße) statt. Überall gibt es unterschiedliche Anforderungen, die die Moderator*innen beachten müssen. In Berlin sind wir mit TeamUp in Friedrichshain (Nähe Warschauer Straße) und Kreuzberg (Nähe Potsdamer Platz) aktiv.

„Besonders bei Kindern aus der Ukraine erleben wir bei den Emotionen viele Ups and Downs. Viele mussten Familienmitglieder zurücklassen und suchen Halt bei Gegenständen wie einem Stofftier oder dem Lieblings-Ball.“
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp

Warum ist TeamUp so wichtig?

TeamUp bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre belastenden Erfahrungen in einem sicheren Rahmen wahrzunehmen und loszulassen. Die angeleiteten Bewegungspiele helfen ihnen dabei, ihren Emotionen Raum zu geben und sie abzuschütteln.

Mit TeamUp möchten wir die Kinder dabei unterstützen, einfach wieder Kind zu sein und dabei selbstbestimmt agieren zu können. Die Routinen helfen ihnen dabei, sich sicher zu fühlen und sich auf TeamUp zu verlassen. Ihr Wohlergehen und ihre freie Entscheidung stehen dabei immer im Vordergrund. Das bedeutet auch, dass die Kinder die Session jederzeit verlassen oder wieder mitmachen können. Sie dürfen bestimmen, was ihnen gerade gut tut.

„Viele der Kinder haben im Krieg oder auf der Flucht eine extreme Form von Machtlosigkeit erlebt. Wir wollen sie in ihre Autonomie und Selbstbestimmung unterstützen.“
Daria Kowol, Programmkoordinatorin TeamUp
Während der Sessions werden mit Hilfe der angeleiteten Spiele unterschiedliche Themen behandelt.
Foto: War Child
Dabei gibt es Raum für Autonomie und Selbstbestimmung.
Foto: War Child

Durch TeamUp erleben die Kinder Anerkennung und Gemeinschaft, entdecken ihr Selbstbewusstsein, ihr Durchsetzungsvermögen und viele verschiedene Möglichkeiten, ihre Gefühle und Bedürfnisse kennenzulernen und auszudrücken. Dabei macht TeamUp in der gemeinsamen Zeit der Kinder in den Unterkünften nur einen kleinen Teil aus.

Doch TeamUp begleitet, nimmt die Dynamiken der Kinder untereinander auf und kann positiv darauf einwirken. Dieses Einwirken erfolgt immer auf Augenhöhe, mit Verständnis und mit viel Reflexion der Moderator*innen.

„Es ist super zu sehen, wie viel TeamUp den Kindern geben kann. Zum Beispiel, wenn eine ihrer Leistungen von uns positiv wahrgenommen wird. Sie zu bestärken, sie zu sehen – das macht so viel aus.“
Till Schuster, Programmkoordinator TeamUp

Wie kann ich War Child dabei unterstützen?

Mit Ihrer Spende können sie uns dabei helfen, mehr Kinder in ihrer Autonomie und ihrer Selbstbestimmung zu fördern und dafür sorgen, dass sie ihre Erfahrungen in einem gesicherten Rahmen  verarbeiten können. Mit Ihnen gemeinsam können wir die Kinder, die Schlimmes erlebt haben, dabei unterstützen, einfach wieder Kind zu sein und ihre Zukunft selbst zu gestalten.